Es war ein sonniger Morgen. Ich war gerade aufgewacht und sah gegen die Zimmerdecke, auf der helle Streifen – gezaubert vom Sonnenlicht - zu sehen waren. Etwas veränderte sich an den Streifen immer wieder. Doch was war das? Die Streifen nahmen Gestalt an! Spinne ich? An der Decke sah ich nun meinem Opa, das konnte doch nicht sein. Er war doch Tod, und an der Decke konnte auch kein Mensch schweben. Ich flüchtete aus dem Schlafraum und lief zum Teich. Hier gab es Fische, Frösche und Seerosen. Zwar war der Teich klein und auch die Fische waren keine Haie, aber immerhin fühlte ich mich hier beschützt und geborgen. Um ein bisschen Leben in meinen eintönigen Alltag zu bringen, war es möglich, dass ich allerlei Getier ins Heim bringen würde. Erika fürchtete sich sehr vor Fröschen und Eidechsen. Mir kam in den Sinn, ein paar Eidechsen mit in die Kirche zu nehmen. Gott sollte sehen, wie lieb ich diese Tierlein hatte! Vielleicht sollte ich auch Kaulquappen mitnehmen, die anschließend zu niedlichen Fröschen wurden. So süß hat Gott sie gemacht. 21 Anschließend lief ich mit meinen Errungenschaften zurück ins Heim, zog meine Sonntagskleidung an und ich stellte mich brav in die Reihe. Wir marschierten los zur Kirche. Auf einmal machte es Quack, Quack und ein Fröschlein floh aus meinem Schürzchen. Es sprang in der Kirche von einer Bank zur anderen. Meine überaus doofe Schwester Erika schrie auf, dass es nur so hallte. Ich lachte aus tiefstem Herzen, und es war nicht mehr still in der Kirche. Ich dachte, dem lieben Gott gefällt das bestimmt viel besser als die Reden des Herrn Pfarrer. Anschließend bekam ich mächtigen Ärger, das blieb nicht ohne Folgen. Dabei wollte ich doch Gott nur eine Freude machen, aber alle stellten sich an, als ob der letzte Tag angebrochen wäre. Als die Kirche zu Ende war, meine eine Erzieherin – die ich sowieso nicht mochte – ich sei ein gottloses Ungeheuer und müsste zur Strafe in die Heimzelle, welche dunkel und ohne WC war. Zu essen bekam ich den ganzen Tag auch nichts, obwohl allen seit meinem 8. Lebensjahr bekannt war, das ich Diabetikerin bin. Regelmäßig meine Einheiten zu bekomm war demnach Überlebensnotwendig für mich. Jede zweite Stunde kam diese Erzieherin und gab mir eine Ohrfeige.
Am Abend war Ablöse bei den Erzieherinnen und Sr. Lotte kam. Sie ist lieb, hat ihr Herz am rechten Fleck, ließ mich raus und sie gab mir zu essen. Sr. Lotte meinte zu der anderen Erzieherin, dass sie es nicht gutheiße, wie sie uns Kinder behandle. Dafür habe ich Sr. Lotte umarmt, und sie meinte „Ist schon gut. Geh zu Bett.“ Der Erika habe ich all die süßen Eidechsen ins Bett gebracht. Das gab vielleicht ein Theater. Alle Kinder in der Gruppe lachten und schrien, weil Erika sich so fürchtete und herumsprang.
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