Schauboden 1957
Schauboden 1958
Schauboden 1958
Als ich in das Kinderheim Schauboden kam
Als ich in das Heim kam, war alles ein wenig beängstigend. Alles war neu und ungewohnt. Ich kam in eine Gruppe mit 22 Mädchen. Nun fragte ich, „Was muss ich hier arbeiten?“ „Nichts!“ sagte eine Erzieherin. „Du darfst spielen, singen und fröhlich sein!“ Ich sah sie an und antwortete „aber davon wird man doch nicht satt.“ Sie sprach: „Aber Kind! Du bekommst Essen, soviel wie Du willst. Kleidung, dass Du sauber bist. Deine Arbeit heißt Schule!“ Oh, wie war das schön! Spielen und im Sommer schwimmen, im Winter rodeln oder Skifahren. Oh, wie schön! Ich sah mir erst einmal die Puppen und die Puppenstube an. Keiner sagte „Du musst…!,Alle meinten „Du darfst …!“ Ich lernte hier lesen und schreiben nach der Schule, die im Heim war. Zum ersten Mal in meinem Leben durfte ich selbst aussuchen, wollte ich spielen oder etwas helfen in der Nähstube. Dafür gab es sogar Geld! Da konnte ich mir anschließend gute Sachen kaufen. Eines Tages wollte ich in die Stadt und mir etwas kaufen. Für Moni einen Kaspar und mir eine Puppe, so eine Puppe, wie unser Stiefvater mir kaputtgeschlagen hatte. Ich hatte hart gespart dafür. Als ich des Weges ging stand da ein kleines Mädchen, kleiner als ich. Sie sah mein Eis in der Hand 13 und meinte, bitte lass mich doch einmal schlecken. Ich sah sie mir genauer an. Sie war ärmlich gekleidet, da war ich doch reich beschenkt. Ich dachte bei mir „Was solls. Ich griff in meine Schürzentasche und gab ihr meinen Reichtum. „Kauf dir was gutes!“ sagte ich, „denn ich kann wieder sparen.“ Sie sah mich an, als ob Weihnachten sei und sagte zu mir: „Du bist doch aus dem Waisenhaus, hast ja selbst nicht viel. Meine Antwort war: „Ja, ich bin von dort, und es geht mir gut dort! Du aber hast viel weniger als ich, das kann ich sehen. Ich habe dort im Waisenhaus liebe Menschen, die gut zu mir sind. Das Geld ist sowieso weg, wenn ich mir jetzt etwas kaufe. So kaufst du dir Sachen, die du brauchst. Etwas zu essen? Oder zum Spielen? Sag mir, was kaufst du dafür ein? Und wie heißt Du? Sie sprach „Ich heiße Helene und bin 6 Jahre alt. Ich will dafür mir etwas zu Essen kaufen. Oh, wie war ich glücklich, dass ich ihr das Geld gegeben habe. Ich war knappe 8 Jahre alt und somit größer als Helene. Als ich ins Heim zurückkam, fragten mich die anderen, was ich mir gekauft hätte. Ich erzählte von dem Mädchen und sie lachten mich aus. Das machte mir nichts aus. Ich war sehr glücklich und so aufgekratzt, dass ich das in Kauf nahm. Schwester Lotte sagte später zu mir und den anderen „Jetzt ist aber Schluss! Elfi hat es richtig gemacht, hätte sie aber nicht uns erzählen brauchen.“ In meinem Herzen hatte ich sowieso ein supertolles Gefühl. In mir klang es, als wenn tausende Glocken läuten würden. Das hast Du großartig gemacht, kleine Elfi. Oh, wie ich mich fühlte, als ob ich die beste Tat begangen hätte, dabei war es doch nur Geld, was ich weggegeben hatte. Ich dachte noch oft an die kleine Helene. Wie mochte es ihr gehen? Was ist aus ihr geworden? Das frage ich mich auch heure noch so manches Mal.
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